Bericht über P. Sojans Mandya-Mission

 

Therapiezentrum Afha Sadan

Sonderschule Asha Sadan

Therapiezentrum Asha Sadan

P. Sojan mit einem Schützling

Kindergarten-Spielplatz bei Pater Sojan

Eröffnung Kindergarten

Kinderheim in Koppa

Unterricht im Kinderheim

Förderzentrum Deepti Nivas

Sondershule in Asha Sadan

Behindertenwerkstatt Deepti Nivas

Behindertenwerkstatt Deepti Nivas

Behindertenwerkstatt Deepti Nivas

Frau Elisabeth Brauner aus Rinkerode hat Pater Soyan und die Mandya - Mission in Südindien schon über viele Jahre begleitet. Jetzt hat sie in einem persönlichen Bericht die Geschichte dieses Hilfsprojektes von 2011 - 2020 zusammengefasst, das unsere Pfarrei durch die Taufkollekten, unseren Eine-Weltkreis, den Einsatz vieler Spender, Besuche von Gemeindemitgliedern und den unermütlichen Einsatz von Frau Brauner , die fast jedes Jahr nach Indien fährt, seit Jahren unterstützt. 

 

Vielen Dank für dieses hilfreiche Engagement!

 

Pastor Jörg Schlummer

 

Sie Können die Mandya - Mission mit einer Spende unterstützen:

 

Spendenkonto:  Kath. Kirchengemeinde St. Regina, Drensteinfurt
                          DKM Darlehnskasse Münster eG
                          IBAN/Konto-Nr. DE96 4006 0265 0041 6911 00
                          Verwendungszweck: Mandya-Projekt Pater Sojan
 

 

Das Basis-Entwicklungsprogramm für geistig Behinderte in der 
 Mandya-Mission.

 

Mandya ist ein Staatsdistrikt im Bundesstaat Karnataka und liegt im Süden Indiens. Er hat eine Fläche von 4961 Quadratkilometern mit 1345 Dörfern. 90 % der Bevölkerung sind Hindus. Die Moslems bilden die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Die Menschen dort sind sehr arm und überwiegend Analphabeten. Seit 1978 sind die Missionare der Missionsgesellschaft des Hl. Apostels Thomas (MST) aktiv in der Evangelisierung in dieser Region tätig. Die Missionsgesellschaft ist eine einheimische Missionseinrichtung der Syro-Malaba-Kirche, die im Jahre 1968 gegründet wurde. 

Das Programm für geistig Behinderte im Mandya-Distrikt besteht seit 1997. Während der sozialen Arbeit der Missionare haben sie beobachtet, dass es viele behinderte Menschen gibt, die in sehr schlechten Verhältnissen leben. Unter ihnen sind auch sehr viele geistig Behinderte, die besondere Hilfe benötigen. Sie verschafften sich einen Überblick darüber, wie viele geistig Behinderte in Mandya leben. Ihre Ermittlungen ergaben, dass in 460 besuchten Dörfern derzeit 1252 geistig Behinderte lebten. 

Ein geistig behindertes Kind in der Familie bereitet den Eltern lebenslang Kummer. Der körperliche, emotionale und soziale Stress, unter dem diese Eltern und Geschwister stehen, ist unbeschreiblich. Es ist auch schwierig für ein geistig behindertes Kind, in der Familie aufzuwachsen und zu überleben. Sie erfahren kaum oder sogar keine Liebe, leiden Hunger, haben wenig Bekleidung und keinerlei Betreuung. Die Familien schämen sich oder sind überfordert. Deshalb werden einige dieser Kinder ihr Leben lang in einem Raum eingeschlossen oder vollständig vernachlässigt. Die Familie und die Gesellschaft fühlen sich nicht zuständig und unterstützen die Pflege und Betreuung in keiner Weise. Die Missionare haben diese Familien besucht und beschlossen, für die geistig Behinderten Förderungsstätten zu bauen, um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Dieser Vorschlag wurde aber von einigen Familien abgelehnt, da eine geistige Behinderung die Strafe Gottes für ihre Sünden sei. 

Aber durch viele Gespräche und Besuche der Missionare konnten sie im Laufe der Zeit viele kleine Schulen in der Mandya-Mission eröffnen. Mit der Zeit wurde auch das Verständnis der Familien größer, so dass die Missionare in 25 Dörfern Förderungsstätten gründen konnten. So sind einige Projekte in der Mandya-Mission entstanden. Durch richtigen Umgang und angemessene Behandlung lernen die Behinderten eine gewisse Selbständigkeit für ihr eigenes Leben. Wenn die Geschwister lernen und sehen, dass ihr behinderter Bruder oder die Schwester berechtigt ist, in Kontakt mit der Außenwelt zu leben, dann hat das behinderte Kind eine große Chance auf ein normales Leben. Mit ein wenig Schulung in Körperpflege und der Integration in das gesellschaftliche Leben können sie wie andere Kinder zu Hause leben.

Aus ihrer Erfahrung heraus waren für eine richtige und konzentrierte Ausbildung entsprechende Institutionen notwendig. Dazu gehören folgende Einrichtungen:

1.    Kinderheim Preethi Nilaya – das Haus der Liebe
2.    Sonderschule Asha Sadan – Haus der Hoffnung
3.    Berufsförderungszentrum Deepti Nivas – Haus des Lichtes

Über diese drei Einrichtungen und deren Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren habe ich im nachstehenden Bericht geschrieben. 

 

Die Entwicklung des Mandya-Projektes

 

Im Jahr 1997 hat Pater Sojan, Ordenspriester der Missionsgesellschaft des hl. Apostels Thomas (MST), ein Projekt für geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche gegründet. In den zehn Jahren seiner Tätigkeit in Deutschland wurde das Mandya-Projekt im Bundesstaat Karnataka/Südindien aufgebaut. Von September 2008 bis Februar 2011 war Pater Sojan in unserer Pfarrgemeinde St. Regina, Drensteinfurt, tätig. In dieser Zeit hatte er viele freundschaftliche Kontakte geknüpft. 

2011 

Das Mandya-Projekt mit seinen drei genannten Einrichtungen lernte ich erstmals während einer 18-tägigen Indienreise im Januar 2011 kennen. Pater Sojan hatte zu einer Gemeindefahrt nach Indien eingeladen. Das war eine tolle Reise und wir haben von Indien und den dort lebenden Menschen viel gesehen und erfahren. 

Höhepunkt unserer Reise war der Besuch der Mandya-Mission im Süden Indiens. Wir kamen zu 
den Einrichtungen, zu denen Pater Sojan im April 2011 zurückkehrte, um mit den Behinderten
zu arbeiten. Es war sehr beeindruckend für uns. Hautnah erlebten wir, wie Missionsarbeit in den 
drei Förderungsstätten aussieht:

Das Kinderheim Preethi Nilaya bietet ein Zuhause für 35 geistig behinderte Kinder im Alter bis 
zu zwölf Jahren. Diese Kinder haben keine Eltern mehr oder stammen aus sehr armen Familien.
Sie erhalten Schulunterricht und werden mit Essen, Kleidung, Medizin etc. versorgt. Sie bleiben solange im Heim, bis die Angehörigen oder die Gesellschaft bereit sind, sie liebevoll zu
akzeptieren und zu integrieren. Die Familien schämen sich oder sind überfordert. Deshalb werden einige dieser Kinder ihr Leben lang in einem Raum eingeschlossen. 

In einem großen Raum wurden die Kinder, auf Matten sitzend, unterrichtet. Es existierte eine kleine Küche mit Essraum und draußen ein Pavillon mit der Feuerstelle, auf der das Essen gekocht wurde. Im Obergeschoß befanden sich zwei Schlafräume, die inzwischen mit Betten ausgestattet waren. Bis vor einem Jahr schliefen die Kinder noch auf dem Fußboden. Daneben befand sich das Zimmer einer Ordensschwester, da die Kinder rundum betreut werden müssen.

Die Sonderschule Asha Sadan, die gerade gebaut worden war, besuchten wir als nächstes. Jeden Tag kommen 112 geistig behinderte Kinder im Alter von 4 – 16 Jahren in die Einrichtung. 20 Ausbildungskräfte sind hier beschäftigt. Sie kommen morgens um 9.00 Uhr und werden am Nachmittag um 16.00 Uhr von den Eltern wieder abgeholt. In kleinen Gruppen erhalten sie Unterricht. Neben Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen, Tanzen und Sport erhalten sie auch spezielle Therapien für die motorische Entwicklung, Physiotherapie, spezielle Förderung, je nach Art der Behinderung. Danach wechseln sie in das Berufsförderungszentrum Deepti Nivas, um für eine Berufsausbildung und Beschäftigung gefördert zu werden.  

Das Berufsförderungszentrum Deepti Nivas (Haus des Lichtes) ist ein Rehabilitations- und Berufsförderungszentrum für körperlich und geistig Behinderte ab 16 Jahren und entstand am 27. Juli 2008 in Kalenahalli als Erweiterung zur Sonderschule Asha Sadan in Mandya. Es heißt deswegen Haus des Lichtes, weil es bei den Behinderten den Funken des Selbstwertgefühls, die Flamme des Vertrauens und das Feuer des Mutes entzündet, ihre Einschränkungen in Fähigkeiten umzuwandeln. 

 

Die Philosophie des Hauses besteht darin, diesen Menschen die größtmögliche Sozialisation zu ermöglichen und sie mittels Rehabilitation und beruflicher Ausbildung als produktive Mitbürger zu integrieren, so dass sie selbständig werden können. Zudem wagt sich 

Deepti Nivas daran, verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für die Behinderten bereitzustellen. Dieses Zentrum soll Behinderte für eine Berufstätigkeit ausbilden, Kenntnisse, z. B. für eine nötige Computerausbildung, für Büroarbeit oder für die Arbeit einer Schneiderei sollen vermittelt werden. Weitere Ziele sind auch noch eine eigene Kerzenproduktion, die Anfertigung von Holzarbeiten und das Anlegen eines Blumen- und Gemüsegartens. 

Durch den Kontakt von Pater Sojan und durch die Hilfe und Unterstützung vieler Menschen aus Deutschland wurde das Haus gebaut. Inzwischen arbeiteten hier 38 Behinderte. In einem großen Raum verpackten junge Frauen Räucherstäbchen für den Versand. Bei ihrer Arbeit saßen sie auf dem Fußboden. Es fehlten noch Küche, Speisesaal, Toiletten, Möbel und Unterrichtsmaterial.
Im Obergeschoß befanden sich weitere Räume und die Hauskapelle. Zu dem Anwesen gehört ein großer Garten. Nebenan auf der großen Baustelle entstand gerade ein zweites Haus. Die Grundsteinlegung war kurze Zeit vorher erfolgt. In diesem Gebäude sollte eine Halle zur Arbeit der Behinderten, ein Büro und Schlafraum für Pater Sojan sowie Gästezimmer errichtet werden. 

Das Berufsförderungszentrum lag Pater Sojan besonders am Herzen. Deshalb ging er im April 2011 aus Deutschland zurück in die Mission, um die Leitung dieses Zentrums zu übernehmen und auch für alle anderen Einrichtungen und Programme für die behinderten Menschen in der Mandya-Mission zuständig zu sein.

Ziel seiner Arbeit mit den Behinderten ist, dass sie alle das gleiche Recht haben zu leben wie wir alle. Jedes behinderte Kind wird bei den Missionaren ausgebildet, um einen Beruf erlernen zu können. Wenn sie erwachsen sind, sollen sie je nach ihren Fähigkeiten einer Arbeit nachgehen können. Wenn die behinderten Frauen und Männer eine Arbeitsmöglichkeit haben und dadurch Geld verdienen, führt sie das zur Selbständigkeit, zur Selbstbestätigung, sozialen Anerkennung und zum Leben in der Gemeinschaft. Diese Erfahrungen im Arbeitsleben können die Persönlichkeits- und Sozialentwicklung positiv beeinflussen. Die Arbeitsmöglichkeiten müssen die Missionare für sie schaffen und den Behinderten eine dauerhafte Eingliederung in die Arbeitswelt sichern. 

 

2012 

 

Neun Monate seit seiner Rückkehr aus Deutschland arbeitete Pater Sojan schon im Berufsförderungszentrum. Das zweite Gebäude war im Herbst 2011 fertiggestellt. Pater Sojan lud mich ein, nach Indien zu kommen. Dieser Einladung folgte ich sehr bald und flog im Dezember 2011 zu ihm in die Mandya-Mission. Im Haus Deepti Nivas erlebte ich hautnah den Alltag mit den vielen Aufgaben und lernte das Leben und das gute Miteinander kennen.

Seit der Gruppenreise im Januar 2011 hatte sich einiges getan. Täglich wurden 40 Behinderte mit dem Schulbus aus den umliegenden Dörfern in das Haus Deepti Nivas gebracht und am Abend wieder abgeholt. Jeder Tag begann mit einem Gebet, bei dem sie für die Kinder, für ihre Familien und besonders für alle Wohltäter beteten. Von dieser Geste war ich sehr beeindruckt, wie Hindus, Moslems und Christen gemeinsam beten und singen. Dabei spielt die Religionszugehörigkeit keine Rolle – gelebte Toleranz und Gemeinschaft.

Sie kommen täglich zur Ausbildung und auch zur Arbeit. In der großen Halle wurden zur Zeit Räucherstäbchen verpackt, Karten gemalt und kleine Papiertüten hergestellt für Apotheken und Krankenhäuser zum Verpacken von Medikamenten. Für ihre Arbeit erhalten die Behinderten ein Gehalt. Damit unterstützen sie ihre meistens sehr armen Eltern und tragen so zum Lebensunterhalt der gesamten Familie bei. Die Arbeit wird mehrmals am Tag durch sportliche Aktivitäten unterbrochen. Das ist zur Bewegung und Entspannung einfach erforderlich.

Es war ein Internat entstanden, so dass 9 behinderte Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren dort wohtnen und ein Zuhause gefunden hatten. Morgens fuhren sie zur Sonderschule Asha Sadan und kamen am Abend zurück. Dafür musste im Hauptgebäude einiges umgebaut werden; denn es mussten Schlaf- und Waschmöglichkeiten, ein Bad und Toiletten vorhanden sein. Neue Betten und Schränke wurden angeschafft, eine Küche wurde eingerichtet und für eine Solaranlage gesorgt, damit die Kinder mit warmem Wasser geduscht werden konnten.

Während meines Aufenthaltes entstand ein weiteres Projekt. Die Firma Lunar’s ist für die Produktion von Sandalen in Indien landesweit bekannt. Pater Sojan erhielt den Auftrag, in seiner Einrichtung die Schuhsohlen mit dem Markenzeichen der Firma zu bedrucken. Dafür wurde ein Raum mit Tischen ausgestattet, das Material angeliefert und die Mitarbeiter angelernt. 

Schnell merkte ich, mit welcher Energie und Freude sich Pater Sojan für die behinderten Menschen einsetzt. Den ganzen Tag ist er sehr beschäftigt. Er muss für alle Kinder die Aufgaben verteilen, ihre Probleme erkennen, ihnen zuhören und mit ihnen liebevoll reden. Ebenso benötigen sechs Lehrerinnen und ein Lehrer seine Unterstützung und Begleitung. Häufig kommen Leute aus den Dörfern zur Beratung und um ihre Probleme und Sorgen über ihr behindertes Kind auszusprechen. Auch für den Haushalt muss er sorgen, für das Internat einkaufen, Büroarbeiten erledigen und viele andere Dinge mehr. Dabei wird er von zwei Ordensschwestern tatkräftig unterstützt. Die Schwestern kommen aus Kerala und gehören dem Orden der Snehagiri Missionsschwestern (SMS) der St. Joseph Provinz Malabar an. 

Im Laufe der nächsten Tage besuchte ich das Kinderheim in Koppa, die Sonderschule Asha Sadan, das Provinzhaus in Santhome und das Priesterseminar in Srirangapatna.  Dort erwarteten mich der Regens Pater Joby Joseph und 22 junge Theologiestudenten im Alter zwischen 19 und 21 Jahren.  Ein Besuch der ordenseigenen Schule in Santhome (Public School) durfte nicht fehlen. Über 1200 Kinder erhalten hier Unterricht bis zum Abitur. Gerade wurde die Schule mit einem großen Anbau erweitert. Diese Schule verfügt über einen ausgezeichneten Ruf im Bundesstaat Karnataka.

Viele Erfahrungen und Eindrücke konnte ich in den Wochen meines Aufenthaltes sammeln. Besonders beeindruckte mich das Abendgebet mit den Heimkindern. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit im Haus Deepti Nivas, überall in den Einrichtungen und bei den Familien in den Dörfern, bei denen ich eingeladen war, bewegten mich sehr. 

 

2013

 

Schon bei meiner Ankunft stellte ich eine positive Weiterentwicklung fest. Jeder Tag begann mit der hl. Messe um 6.30 Uhr in der Hauskapelle. Einmal im Monat hält Pater Sojan mit den Kindern, den Lehrerinnen, dem Lehrer und der Hausgemeinschaft eine halbe Stunde Gebet. 

Ein neuer Computerraum war eingerichtet mit neun Arbeitsplätzen, an denen die Behinderten von einer Lehrerin ausgebildet wurden. Später sollten sie für eine Firma Computerarbeiten übernehmen. Ziel war, dass diese jungen Menschen eine gewisse Selbständigkeit erlangen, um ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können für eine bessere Zukunft.

Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem neuen Projekt, der Herstellung von Überspannungsschutzgeräten. 22 junge Frauen mit guter Schulausbildung hatten diese Arbeit bekommen. Pater Sojan wollte damit den jungen Frauen helfen, dass sie selbst Geld verdienten, um für sich und ihre Familien besser sorgen zu können. Ihre sozialen Probleme sind vor allem das Kastensystem. 

Dank des großen Einsatzes des Eine-Welt-Kreises und vieler Spender aus unserer Pfarrgemeinde St. Regina konnte ein neuer Schulbus angeschafft werden. Noch während meines Aufenthaltes rollte an einem späten Abend der langersehnte Schulbus (40 Plätze) auf den Innenhof von Deepti Nivas. Mit großer Freude wurde er von allen bewundert. Endlich konnten die Behinderten sowie auch die Angestellten des Berufsförderungszentrums und der Sonderschule Asha Sadan verkehrssicher und bequem zu den Einrichtungen gebracht werden.

Inzwischen erhielten die Behinderten täglich eine warme Mahlzeit. Dafür wurden neue Teller gekauft. Viele brachten sich kein Essen mit. Pater Sojan beobachtete, dass die Kinder oft krank waren. Einige Kinder bringen nun kleine Behälter mit, um von ihrem Essen noch etwas für die Geschwister zu Hause mitzunehmen. Sie bekommen auch Kleidung und Medikamente. Aus dem Dorf kamen auch Leute mit ihren Verwandten, die anlässlich des Geburtstages ihres Sohnes den Behinderten ein Mittagessen spendierten. Das war eine besonders nette Geste. 

Jährlich wird für die Behinderten des Mandya Distriktes ein Sportfest durchgeführt. So war es auch 2013. Auf einer großen Sportanlage kamen die Behinderten des Mandya-Projektes und aus einer Schule für gehörlose Kinder zusammen. Die Teilnehmer der Mandya-Missio waren mit roten T-Shirts ausgestattet. Bei ihren Disziplinen Laufen, Springen und Werfen gaben sie ihr Bestes. 

Viel Arbeit und Pflege erfordert ein groß angelegter Gemüse- und Blumengarten. Dort wurde auch ein zweiter Brunnen angelegt. In unmittelbarer Nähe der Halle befindet sich eine Wasseranlage für Trinkwasser, zum Waschen und zum Spülen ihres Essgeschirrs. Mühelos und auf kurzem Wege können die Behinderten die Waschgelegenheit erreichen und nutzen. Eine Sitzbank rund um den Mangobaum lädt zu Ruhepausen ein. Um das gesamte Grundstück war eine Mauer gebaut worden. Aus Kerala war eigens ein Elektriker, ein Bekannter von Pater Sojan, gekommen, um Elektrokabel in den neuen Computerraum im Obergeschoß des Hauses zu verlegen. Ihm zuzusehen war spannend. Er hatte keine Leiter, sondern stieg auf einen Tisch und darauf noch auf eine Kabelrolle. Von unten hielt Pater Sojan mit einer Stange das herunterhängende Kabel hoch. So eine abenteuerliche Aktion ist bei uns in Deutschland unvorstellbar.

Während meines Aufenthaltes besuchten wir auch andere Missionsstationen der Thomas-Christen. So zum Beispiel die 50 km entfernte Missionsstation „Christalaya“ -Haus des Christus- in Hadanur. Dort befindet sich eine Krankenstation, wo Patienten mit Schlangenbissen behandelt werden. Pater Augustin ist darauf spezialisiert und landesweit bekannt. Er leitet das kleine Krankenhaus. In seiner Wohnung, bestehend aus einem kleinen Zimmer, zeigte er uns in Gläsern präparierte Schlangen, darunter auch eine Kobra. In der ca. 70 km entfernten Missionsstation in Halagur leiten MST-Missionare eine ordenseigene Grundschule. Nebenan befinden sich eine kleine Krankenstation, in der ebenfalls Patienten mit Schlangenbissen behandelt und ein Projekt, in dem Überspannungsschutzgeräte hergestellt werden. 

 

2014

 

Mittlerweile besuchten 120 geistig behinderte Kinder die Sonderschule Asha Sadan. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sie, wie man mit dem Computer umgeht. Zusätzlich gibt es Musik-, Tanz- und Sportunterricht. 

Neben der Sonderschule wurde gerade ein Therapiezentrum gebaut. Das Therapie- und Untersuchungszentrum dient dazu, Neugeborene und kleine Kinder auf eine mögliche Behinderung frühzeitig zu untersuchen, um gegebenenfalls diese Kinder rechtzeitig zu fördern und zu therapieren.

Das Jahr 2013 war für die inzwischen 45 Behinderten im Berufsförderungszentrum sehr erfolgreich. Sie hatten an vielen Wettbewerben teilgenommen, z. B. an Olympischen Spielen, Sportwettkämpfen auf Bundesebene sowie Tanzen auf Kreisebene. Aufgrund der guten Förderung hatten sie viele Preise gewonnen und oft den ersten Platz erreicht.

Im Haus Deepti Nivas war eine neue Toilettenanlage gebaut, eine Waschmaschine gekauft und ein neuer Platz zum Wäschewaschen angelegt worden. Der gesamte Innenhof war schön asphaltiert. 

Mit großem Eifer arbeiteten 22 Frauen bei der Herstellung der Überspannungsschutzgeräte. Durch diese Tätigkeit bekamen sie Gehalt und konnten somit über ein eigenes Einkommen verfügen.
 
Die Behinderten verpackten Räucherstäbchen, bastelten Karten und klebten Tüten für Apotheken und Krankenhäuser zur Herausgabe von Medikamenten. Aber auch die Gartenarbeit kam nicht zu kurz; schließlich besitzt die Missionsstation eine große Fläche, die selbst bewirtschaftet wird.  Täglich mussten die Tomatenpflanzen gewässert werden, Der Anbau von Bananen, Bohnen, Chili, Tapioka und die Blumenbeete erforderten ihre Pflege, Kokosnüsse wurden geerntet. Das eigene Gemüse zählt neben dem Reis zum Hauptbestandteil des Mittagessens.  Bei der täglichen Gartenarbeit war Pater Sojan nie allein, alle packten mit an, die Lehrerinnen mit den Behinderten, die Schwestern und der Kaplan.

 

2015 

 

Alle drei Einrichtungen waren sehr aktiv. Große Fortschritte waren zu erkennen. Im Berufsförderungszentrum war die Zahl der Behinderten auf 60 gestiegen. 

In das Berufsförderungszentrum kamen täglich 100 Menschen, 60 geistig und körperlich Behinderte und 20 junge Frauen aus den Dörfern. Seit 2015 besteht ein weiteres Projekt im Haus Deepti Nivas. Unter Leitung von Pater Josekutty und weiteren Fachkräften werden 20 psychisch Kranke betreut. Neben zwei Hunden, Katzen und eine Vielzahl von Kaninchen waren noch drei Wellensittiche eingezogen. Die Behinderten sollen lernen, mit Tieren umzugehen, sie zu versorgen und dadurch eine gewisse Verantwortung zu entwickeln. Die jungen Frauen im Projekt „Überspannungsschutzgeräte“ bekamen eine neue Arbeitskleidung. 

Von morgens 7.00 Uhr bis abends 19.00 Uhr ist bei Pater Sojan in der Einrichtung viel los. Alle fühlen sich bei ihm Zuhause und sind froh und glücklich. Sie arbeiten, verdienen Geld, lernen, beten und essen. Das ist Missionsleben – die Missionare versuchen, die Liebe Gottes und die Barmherzigkeit Jesus mit allen zu teilen. 

Für einen Tag kamen sechs Sozialpädagoginnen vom Gesundheitsamt in die Einrichtung. Sie wollten die Entwicklung der Behinderten überprüfen, indem sie mit ihnen verschiedene Tests durchführten: Geschicklichkeitsspiele, Denkaufgaben, indem sie von unterschiedlichen Gegenständen die jeweils zugehörigen Teile zuordnen mussten. Durch Sportübungen und Spiele sollte ihre Motorik und Beweglichkeit festgestellt werden. 

Die Lehrerinnen übten tagelang mit den Behinderten Lieder, Tänze und Theaterstücke ein und malten auch Bilder. Später wurden sie in fünf Gruppen aufgeteilt, jeweils mit einer Lehrerin, um bei einem Programm ihr Gelerntes vorzuführen. Dabei bewertete eine Jury jede Gruppe einzeln und am Ende bekamen sie ihre Preise. 

Kurz vor Ostern 2015 teilte mir Pater Sojan mit, dass gerade in der Karwoche der 21-jährige Ravi, das einzige Kind einer alleinstehenden, sehr armen Mutter, gestorben war. Für alle ein Schock; denn einige Stunden zuvor war er doch noch mitten unter ihnen. Am Gründonnerstag wurde er beigesetzt. Im Haus Deepti Nivas wurde ein Totengebet gehalten. Alle Behinderten nahmen daran teil, trauerten und weinten.

Über die Nachricht seines Todes war ich auch sehr traurig; denn ich kannte Ravi sehr gut und hatte Anfang des Jahres noch viel Freude mit ihm gehabt. Oft saß er bei der Arbeit neben mir, schaute zu oder brachte mir Räucherstäbchen zum Verpacken.  

 

2016 

 

Wie in jedem Jahr freute ich mich auf die Reise nach Indien zu Pater Sojan in seine Einrichtung Deepti Nivas in Kalenahalli/Mandya. Es war schon mein zweites Zuhause geworden, und ich fühlte mich immer sehr wohl. Mit Bewunderung und großer Freude stellte ich fest, dass seit einem Jahr wieder viel Neues entstanden war. 

In meinem Reisegepäck befand sich, wie jedes Jahr, u. a. ein Scheck mit den großherzigen Spenden aus unseren drei Gemeinden Drensteinfurt, Rinkerode und Walstedde, die sich im Laufe des Vorjahres angesammelt hatten. Mit großer Freude und Dankbarkeit nahm Pater Sojan den Spendenscheck entgegen und wusste sofort das Geld sinnvoll einzusetzen. Mit unseren Spenden werden auch die Sonderschule Asha Sadan und das Kinderheim Preethi Nilaya unterstützt. 

Seit Beginn seines Projektes saßen die Behinderten, die Lehrerinnen und der Lehrer beim Verpacken der Räucherstäbchen und auch bei anderen Arbeiten auf dünnen Matten auf dem Fußboden. Inzwischen litten alle an starken Fußschmerzen. Da war es dringend nötig, bei einem Schreiner entsprechende Tische in Auftrag zu geben. Und, für uns in Deutschland unvorstellbar, innerhalb einer Woche lieferte der Schreiner 26 große stabile Tische. Dazu kaufte Pater Sojan noch 75 Stühle, so dass wir gemeinsam die Arbeitshalle schnell einrichten konnten. Als die Behinderten am nächsten Tag zur Arbeit kamen und die Möbel sahen, klatschten sie vor Freude und nahmen bald an den Tischen ihre Arbeit auf. Erstaunlich schnell hatten sie sich an die neue Situation gewöhnt. 

Die Regierung verlangt, dass die Behinderten halbjährlich eine Prüfung ablegen, um ihre geistige Entwicklung festzustellen. Deshalb wurden sie an drei Tagen getestet, mussten Buchstaben und Texte schreiben und lesen. Und das konnte endlich an den neuen Tischen erfolgen. 

Inzwischen wurden im Computerraum 20 Behinderte von einer Fachlehrerin am Computer ausgebildet. In Gruppen von 5 Personen lernten sie täglich 1 Stunde an den vorhandenen PCs, um später für eine Firma entsprechende Aufträge eingeben zu können. Ich war fasziniert, wie eifrig und konzentriert die Behinderten lernten. Eine kleine Musikgruppe probierte die neuen Musikinstrumente aus und versuchten Technik und Rhythmus der verschiedenen Instrumente in Einklang zu bringen. 

Für die Gruppe der psychisch Kranken hatte Pater Sojan einen Webstuhl angeschafft, an dem sie nun die Matten herstellen, auf denen sie auf dem Fußboden sitzen. Sie bastelten, tanzten, sangen und machten Sport. Im selben Jahr zog die Gruppe mit ihren Betreuerinnen und Betreuern in ein neues Haus um, in ein Zentrum für psychisch Kranke.

An der Public School in Santhome wurden die Special Olympics von Bharat Karnataka für alle Behinderten aus dem Mandya-Distrikt ausgetragen. Ein Sportfest wie bei der Olympiade. Dazu war eigens der Gouverneur des Ministeriums für Sport und Spiele angereist. Pater Jiby eröffnete die Olympics, begrüßte die Ehrengäste, die Zuschauer und die Sportlerinnen und Sportler mit ihren Betreuern. Jede Gruppe erkannte man an den verschiedenen Farben ihrer Sportkleidung. Das olympische Feuer wurde entzündet und die Flagge gehisst. Die Zeremonie erinnerte mich an die der Olympischen Spiele, die alle vier Jahre in einem anderen Land ausgetragen werden. 

 

Nach einigen Ansprachen gingen die Kinder an den Start: Ihre Disziplinen waren: Laufen, Springen und Werfen. Nach Altersstufen wurden die Sieger geehrt und mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen ausgezeichnet. Es war schön anzusehen, wie sehr sich die Kinder über ihre Medaillen freuten, die ihnen die Verantwortlichen und Gäste überreichten

Im Herbst 2016 standen in Pater Sojan’s Terminkalender einige Einweihungen. Der Anbau der Grundschule in Halagur war fertiggestellt. Nun konnten das Büro des Schulleiters und ein Computerraum gesegnet und zur Nutzung übergeben werden. Besonders erfreut war ich über die Fertigstellung der neuen Schule des Kinderheimes in Koppa. Finanziert wurde sie durch die großen Spenden unserer Pfarrgemeinde St. Regina. Nach einer kurzen Andacht nahm der Generalobere, Pater Kurian, die Segnung vor. Für mich war es eine große Ehre, als Vertreterin unserer Gemeinde an der Einweihung und Eröffnung der Schule teilzunehmen. Nachdem das obligatorische Band durchgeschnitten war, konnten wir die fünf Klassenräume und das Lehrer- und Sprechzimmer besichtigen.

Nach den Feierlichkeiten kehrte auch wieder der Alltag ein. Pater Sojan veranlasste, dass die Kokosnüsse geerntet wurden, um sie zu verkaufen. In einem kleinen Lieferwagen wurden sie abtransportiert. Damit ein weiterer Brunnen gebaut werden konnte, mussten zwei Wünschelrutengänger eine geeignete Wasserstelle finden. Immer wieder kamen Gruppen, die sich über das Projekt bei Pater Sojan informierten. Es kamen auch Familien, die ihr behindertes Kind für das Berufsförderungszentrum anmelden wollten, oder auch Erwachsene, die eine Arbeit suchten. 

Im Garten von Deepti Nivas fingen die Maurer an, mit großen Steinen das Fundament für eine Grotte zu bauen. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, wie diese Grotte aussehen sollte, aber das erfuhr ich spätestens bei meinem nächsten Besuch. 

 

2018 

 

Beim Eintreffen im Haus Deepti Nivas erblickte ich die fertige Grotte mit der Statue der Muttergottes mit dem Kind. Daneben stand auch noch die mit viel Liebe aufgebaute Krippe. Die Schwestern standen schon vor der Tür, um mich zu begrüßen.

Die drei Einrichtungen hatten viel neue Gesichter bekommen: Im Berufsförderungszentrum arbeiten 60 Behinderte. Im Kinderheim leben jetzt 50 Behinderte, in die Sonderschule kommen 160 geistig Behinderte und das Therapiezentrum wird von vielen gern besucht. Insgesamt sind 5 Priester, 9 Ordensschwestern und 50 Mitarbeiter engagiert. Von dieser Entwicklung konnte ich mich selbst überzeugen. An einem Tag konnte ich der Ärztin und den Therapeutinnen bei ihrer Arbeit zusehen, wie die Kleinsten untersucht und behandelt werden.

Bei den Behinderten in Deepti Nivas vermisste ich Mathew und Punith.  Sie fielen mir immer auf, weil sie sehr fleißig waren. Auf meine Frage, wo die beiden geblieben sind, erklärte mir Pater Sojan, dass sie in normalen Betrieben eine dauerhafte Arbeitsstelle gefunden haben. „Das ist unser Ziel“ fügte Pater Sojan hinzu.

 

An der Hauptstraße von Mandya nach Mysore, neben dem Eingang zum Haus Deepti Nivas,ließ Pater Sojan ein kleines Geschäft (Kiosk) errichten. Angeboten werden Sandalen, Schultaschen, Bastelarbeiten, Süßigkeiten und Getränke wie Kaffee, Tee und Wasser. Die vorbeifahrenden Leute und die Menschen aus dem Dorf sollen die Möglichkeit haben, diese Produkte zwischendurch einkaufen zu können. Die Segnung nahm Pater Francis vor. Bei der offiziellen Eröffnung war eigens ein Beauftragter von der Regierung anwesend. 

Um das Land hinter dem Berufsförderungszentrum bis hin zum Kloster setzten zwei Handwerker eine große Mauer, damit das gesamte Anwesen vor Eindringlingen geschützt ist.

Der Direktor des großen Tiergartens in Mysore hatte die Behinderten zu einem Besuch eingeladen. Am Ruhetag des Zoos konnten wir die gesamte Anlage erkunden – wir hatten den Zoo für uns allein. In Begleitung von Pater Sojan, den Lehrerinnen, dem Lehrer Asuha mit seiner Familie und zwei Schwestern beobachteten wir die Tiere und bewunderten die vielen Arten von Pflanzen und Blumen. Alle waren froh gestimmt und glücklich. Dieser Tag bildete einen schönen Abschluss meines Aufenthaltes in der Mandya-Mission. 

 

Gemeindefahrt nach Indien vom 08. 01. – 22.01.2019

 

Die Gemeindefahrt unter Leitung von Pastor Jörg Schlummer hatte neben touristischen Sehenswürdigkeiten auch ernste Aspekte zu bieten. Während der Reise besuchten wir auch einige Missions-Projekte der Thomas-Christen, u. a. ein Projekt am Rand von New Delhi. 

Das Projekt, die Stiftung Deepti Foundation, wurde von der Missionsgesellschaft des Hl. Apostels Thomas (MST) gegründet und im Süden von New Delhi begonnen. Dieses Projekt besteht aus verschiedenen Einrichtungen, wie einem Heim für HIV infizierte Waisenkinder, Programme zur dauerhaften Förderung würdiger Lebensbedingungen der Müllsammler-Kinder und deren Familien, sozialen Einrichtungen für Frauen und Kinder sowie Schulen. 

Momentan erhalten 332 Kinder in der Tageseinrichtung der Thomas-Christen Unterricht, psychische Betreuung, notwendige Medikamente, Essen, Kleidung und Rechtsbeistand. 20 Kinder, meist Waisen, leben im ordenseigenen Internat, da ein Leben zu Hause oft nicht möglich ist. Die Familien werden von den Missionaren besucht und betreut.

Ziel der Einrichtung ist, dass leidende, gefährdete und benachteiligte Kinder und deren Familien gefördert und gestärkt werden, um ein würdevolles Leben in der Gesellschaft zu erhalten. 

Wir haben als erste Gruppe diese Einrichtung, die Pater Santhosh leitet, besucht. Von dem Projekt, besonders von der Arbeit der Ordenspriester und Mitarbeiter, waren wir beeindruckt. Die Freude über unseren Besuch brachten die Kinder mit ihren Darbietungen zum Ausdruck. Die strahlenden Gesichter der Kinder verrieten uns, dass sie glücklich sind, nicht mehr auf dem Müllberg arbeiten zu müssen. 

Im Süden Indiens, in Karnataka, besuchten wir zuerst das Kinderheim Preeti-Nilaya in Koppa. Das „Haus der Liebe“ bietet jetzt 55 geistig behinderten Kindern im Alter von 4 – 16 Jahren ein Zuhause. Wegen der großen Nachfrage und Aufnahme weiterer Kinder mussten dringend noch zwei Schlafräume und eine Küche mit einem Essraum errichtet werden. Bei unserem Besuch konnten wir die neuen Räume besichtigen. Ich freute mich über die schönen Schlafräume mit den neuen Schränken und den Betten mit der bunten Bettwäsche, die Pater Sojan den Kindern als Weihnachtsgeschenk gekauft hatte. Pastor Schlummer hatte mit im Gepäck eine Spende aus unserer Gemeinde. Damit konnte Pater Sojan gleich eine Solaranlage anschaffen. Nun hatten die Kinder warmes Wasser zum Duschen.

Im Priesterseminar, im Berufsförderungszentrum und in der Sonderschule Asha Sadan wurden wir äußerst freundlich empfangen. Die Kinder begrüßten uns mit Tänzen. Eine große Dankbarkeit für die Hilfe aus Deutschland war zu spüren. Pater Joseph, der Oberpriester, lud die Gruppe zum Mittagessen ins Provinzhaus nach Santhome ein. Zum Abschied erhielt jeder noch ein kleines Geschenk. Während die Gruppe mit Pastor Schlummer ihre Fahrt nach Bangalore antrat, um am nächsten Morgen von dort aus nach Deutschland zurückzufliegen, blieb ich noch 4 Wochen im Berufsförderungszentrum bei „meinen“ Kindern. Im Laufe des Jahres 2018 hatte Pater Sojan einen Kindergarten eröffnet. Nun lernte ich die 9 Kleinen im Alter von drei bis fünf Jahren kennen. 

Pater Sojan hatte eingeführt, dass die Behinderten täglich am Vormittag in der Pause einen Becher Milch bekommen. Eine Schneiderei war eingerichtet, in der einige Frauen aus dem Dorf Kleidung nähen oder auch das Nähen erlernen. Rings um das erste Haus von Deepti Nivas war ein Sockel mit bunten Fliesen angebracht worden. So bleiben die Wände geschützt und sauber. Im Garten hinter dem kleinen Geschäft musste die Wasserleitung erneuert werden. Mit einfachen Geräten wie Spitzhacke und Schaufel wurde ein langer Graben ausgehoben, eine schweißtreibende schwere Arbeit. 

Die 17 Neupriester der Ordensgemeinschaft der MST besuchten ihren Mitbruder Pater Sojan in der Einrichtung. Für sein Missions-Projekt zeigten sie großes Interesse. Ein schönes Bild, als sie sich in ihrer weißen Priesterkleidung für ein Foto vor der Grotte versammelt hatten!

 

2020

 

Am 31. Dezember 2019 feierte Pater Sojan in seiner Heimatgemeinde in Kulappuram/ Kerala/Südindien, sein Silbernes Priesterjubiläum. Monate vorher hatte er mich zu seinem Fest eingeladen. Bei seinem Silberjubiläum mit dabei zu sein, war für mich eine besondere Freude. Mit im Gepäck hatte ich zahlreiche Briefe und Glückwünsche von Gemeindemitgliedern aus allen drei Orten der Kirchengemeinde St. Regina. Zusätzlich noch ein Buch, das an drei Sonntagen in den drei Pfarrkirchen auslag und in dem jeder, der wollte, persönliche Worte und Glückwünsche für Pater Sojan hineinschreiben durfte. 

Mit mir kamen auch drei Gemeindemitglieder aus Reken, der Gemeinde, in der Pater Sojan sieben Jahre gewirkt hatte, mit nach Indien. Am 28. Dezember 2019 wurde ein Neffe von Pater 

Sojan zum Priester geweiht. Zu seiner Priesterweihe waren wir ausdrücklich eingeladen. Eine Priesterweihe in Kerala mitzufeiern – das hatte ich bisher in Indien nicht erlebt. Die ganze Familie, Verwandte und Freunde waren gekommen, um dieses Ereignis in Dankbarkeit mitzufeiern. 


Am Silvestertag rückte das zweite große Ereignis heran: das Silberne Priesterjubiläum von Pater Sojan. Zum Festgottesdienst lud er in seine Heimatpfarrkirche St. Kalvari Giri in Kulappuram ein. Mit seinem Neffen, dem Neupriester Shijo, zelebrierte er die hl. Messe, an der seine Mutter und neun seiner Geschwister, darunter seine drei Schwestern, die ebenfalls einer Ordensgemeinschaft angehören, teilnahmen. Sein Bruder Kurian war mit Ehefrau und vier Kindern aus den USA angereist. Mit dabei waren seine Nichten und Neffen, teilweise schon mit Familien, einige Gemeindemitglieder und seine Gäste aus Deutschland. Ordensschwestern aus der Umgebung gestalteten musikalisch den Gottesdienst mit. Alles war sehr feierlich und persönlich. Am Schluss wandte sich der Jubilar an „seine“ deutschen Gäste mit den Worten, dass es für ihn das schönste Geschenk sei, uns als Gäste begrüßen zu dürfen und war dankbar, dass wir den weiten Weg nach Indien auf uns genommen haben, um an seinem Jubiläum teilzunehmen. Er betonte, dass er immer gern nach Deutschland kommt – als Bruder und als Sohn.

Anschließend besuchte die ganze Familie mit den Gästen das Grab des Vaters. Es ist in der Familie Brauch, am Todestag des Vaters sein Grab zu besuchen, zu beten und das Grab zu segnen. Eine rührende Geste, besonders an diesem Tag, dem Silberjubiläum seines Sohnes, ihm zu gedenken. Die anschließende Feier fand im Haus seines älteren Bruders, in dem auch seine Mutter und eine Schwester lebt, statt. Wir erlebten ein fröhliches Fest und Beisammensein mit seiner großen Familie.

Nach den Feierlichkeiten verbrachte ich mit den drei Gästen aus Reken noch fünf Tage in der Mandya-Mission. So hatten wir das Glück, an der Eröffnung einer neuen Schule für Kinder mit Behinderungen in Arakere teilzunehmen. Die kleine Schule, die Sneha Sadan Special School, ist in einem gemieteten Haus untergebracht. Zehn Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren werden schon unterrichtet. Nach den Ferien sollen weitere 15 Kinder dazu kommen. Die Segnung der Räume nahm Oberpriester Pater Joseph vor. Neben Pater Sojan waren einige  Mitbrüder, Schwestern, Lehrerinnen, die Kinder mit ihren Eltern und wir vier aus Deutschland anwesend.  

Pater Sojan hat es sich zum Ziel gesetzt, in vielen Dörfern kleine Schulen für behinderte Kinder einzurichten. Den ersten Schritt hatte er nun getan.

 

 

Abschluss

 

In den zehn Jahren habe ich mir vor Ort ein Bild von der Arbeit Pater Sojans für die behinderten Menschen gemacht. Viele Stunden konnte ich den Behinderten bei ihrer Arbeit helfen, mit ihnen beten, essen und spielen. Alle waren mir ans Herz gewachsen. Oft kam meine Kamera zum Einsatz; denn jeder wollte gern mal aufs Bild. Die Fröhlichkeit und die Zuneigung der Kinder und der Lehrerinnen waren beeindruckend.

Wie sehr ich in das Leben der Missionsstation eingebunden war, erfuhr ich zu Hause einige Tage nach einer meiner Rückreisen. Pater Sojan schickte mir eine E-Mail mit folgendem Satz: „Viele Grüße von allen. Wir vermissen dich sehr. Aber die Arbeit geht weiter – bis du wiederkommst.“ 

Die Arbeit mit den Behinderten liegt Pater Sojan besonders am Herzen. Mit ganzer Kraft, Liebe und Fürsorge setzt er sich für jeden ein. Er unterstützt nicht nur die Behinderten, Lehrer und Lehrerinnen, er hilft überall, wo es Not tut. Pater Sojan ist ein „berufener“ Seelsorger. Aber er ist auch als Leiter des Mandya-Projektes ein großer Organisator, ein Verwalter, Gärtner, Handwerker, und wenn der Schulbus einen „Platten“ hat, dann behebt er den Schaden selbst. Vieles läuft bei ihm „spontan“. Oft habe ich ihn bewundert.

Die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit und liebevolle Fürsorge, die gute Gemeinschaft und das frohe Miteinander habe ich bei jedem Besuch erfahren dürfen. Den Alltag im Berufsförderungszentrum mitzuerleben, war für mich immer wieder eine neue Erfahrung – jeder gelebte Tag eine große Bereicherung.

Aus meinen persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen kann ich versichern, dass jede Unterstützung, die wir ihm zukommen lassen, zu 100 Prozent bei den Menschen ankommt. Unsere Spenden werden dafür eingesetzt, um die Lebenssituation der Behinderten zu verbessern und um viele arme und notleidende Familien im Dorf zu unterstützen. Täglich erhalten die Behinderten eine warme Mahlzeit, sie bekommen Kleidung und Medikamente. Für ihre Arbeit erhalten sie ein monatliches Gehalt, von dem aber ein kleiner Betrag an die Krankenversicherung abgeführt wird. So können sie die Kosten für Arztbesuche, Operationen, Zahnarzt und Medikamente bezahlen. Einen Teil der Spenden verwendet Pater Sojan für die Unterhaltung der beiden Schulbusse (Benzin, Versicherung und Reparaturen), für die Gehälter des Busfahrers, des Beifahrers und der Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem entstehen Kosten für Strom und Gas. 

Pater Sojan hat noch viele Zukunftspläne und Gedanken, um den Behinderten ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein Ziel ist, weitere kleine Schulen für behinderte Kinder in den umliegenden Dörfern zu errichten. 

Wünschen wir Pater Sojan, den Ordensschwestern und dem Kaplan gute Gesundheit, viel Freude und Schaffenskraft für die schwere Aufgabe in seinem Missionsprojekt. Lasst uns Pater Sojan bei seiner Arbeit weiterhin zur Seite stehen, wie das in den vergangenen Jahren geschehen ist, sodass die Brücke zwischen der Mandya-Mission in Indien und unserer Pfarrgemeinde St. Regina weiter bestehen bleibt.